Die Geburtsstunde der Demokratie

Es begab sich im Jahre 500 vor Christus in Athen.
Der Nachttopfverkäufer Niklolaris Popolistkratis
aus Sparta ging wie immer seinem Geschäft nach
irdene spartanisch gestaltete Nachtgeschirre an
den Mann bzw. an die Frau zu bringen.
Die Tragödie soll in der späteren Kerameikos-
straße ihren Anfang genommen. Damals war
es üblich, dass Popolistkratis seine Nachttöpfe
den reicheren Athenern einen Tag lang, sozu-
sagen zu Probesitzen überließ. An jenem Mor-
gen war Popolistkratis gerade dabei einen sei-
ner Nachttöpfe, deren Modell dem Hausherrn
nicht gefallen, zurückzunehmen. Gerade in dem
Augenblick als sich eine Sklavin aus dem Fens-
ter beugte, um Popolistkratis seinen Nachttopf
zurückzugeben, begehrte der Hausherr die vor-
übergebeugt aus dem Fenster lehnende Sklavin.
Dieselbe erschrak darüber so sehr, dass sie den
Nachttopf fallen ließ und derselbe landete direkt
auf dem Kopf des Niklolaris Popolistkratis, der
prompt unmächtig zu Boden ging.
Sklavin und Herr erschraken gleichermaßen über
den Vorfall. Da es noch sehr früh am Morgen und
damit kaum Menschen auf den Straßen, so ließ
der Hausherr durch seine Diener Popolistkratis,
in dem Glauben, dass derselbe dahingeschieden
sei, in die Nähe der Akropolis tragen, damit nie-
mand den vermeintlich Toten mit seinem Haus-
herrn in Verbindung brachte. Den Nachttopf be-
hielt man ein.
Doch Niklolaris Popolistkratis war nicht tot, son-
dern erwachte später am Fusse der Akropolis,
konnte sich nicht daran erinnern wer er war,
woher er stammte und was er hier in Athen
eigentlich wollte. Er stammelte unzusammen-
hängende Sätze, die mit in Athen ungebräuch-
lichen Wörtern aus Sparta ausschmückte. Die
vorbeigehenden Bürger hielten ihn für einen
Bettler. Sie beschenkten den Bedauerswerten
daher mit Geld und Gaben, so dass Niklolaris
Popolistkratis somit in einer Stunde mehr ver-
diente als er mit seinen irdischen Nachtgeschirr
in einer Woche erzielte.
Die gewöhnlichen Athener Bettler blieb dieses
jedoch nicht verborgen, und so wimmelte es
bald an jeder Straßenecke plötzlich von ihnen,
Männer in zerlumpter Kleidung, auch einige
Frauen, zumeist ehemalige Prostituierte, die
zu alt für ihr Gewerbe, die unzusammenhän-
gende Sätze von sich gaben, gespickt mit frem-
den im antiken Griechenland nicht gebräuch-
lichen Begriffen. Da sie zumeist aus dem ein-
fachen Volke, demos entstammten, fügte man
zu ihrer Unterscheidung kratis aus dem Nach-
namen Popolistkratis hinzu und nannte diese
nun überall auftretenden Bettler so viel wie
Demokraten.
Bald schon wurden die Demokraten zu einer
regelrechten Landplage. Jeder der zu allem be-
reit und zu nichts zu gebrauchen oder vollkom-
men unfähig sich mit seiner Hände Arbeit zu
ernähren, nannte sich nunmehr einen Demo-
kraten und führte lose Reden auf den Straßen
und Gassen.
Am Ende kam es wie es kommen musste, die
Griechen mussten die Tyrannei einführen, die
sie von den Demokraten befreite.
Der Legende nach wurde Niklolaris Popolist-
kratis Nachttopf wie der heilige Gral verehrt,
in späteren Zeiten gar für eine Krone gehalten
worden sein. Noch heute erinnern nicht von
ungefährt viele Kronen gekrönter Häupter an
die Form eines ordinären Nachttopf. So ist es
noch heute unter Englands Adel üblich, dass
die Frauen Hüte in der Form des Nachttopfes
tragen.
Das weitere Schicksal des Niklolaris Popolist-
kratis ist nicht überliefert, und sein berühmtes
Nachtgeschirr ging im Laufe der Jahrhunderte
verloren. Zuletzt will man es auf dem Kopf ei-
nes Papstes gesehen haben.

Mit den Händen sprechen

Irgendwann einmal waren US-amerikanische
Wissenschaftler, wahrscheinlich in der Phase
wo viel mit LSD und anderen Drogen herum –
experimentiert worden, zu der Erkenntnis,
dass ein Redner beim Publikum besser an –
komme bzw. die Glaubwürdigkeit seiner
Rede steige, wenn er sie mit wilden Hand –
bewegungen unterstreiche.
In Ermangelung besseren Wissens konnte
sich leider diese Theorie sehr stark verbrei –
ten.
Seit dem sieht man sie, die Politiker, Politik –
wissenschaftler, die Manger und Banker im –
mer ihre Reden mit albern spastisch anmu –
tenden Handbewegungen unterstreichen,
dass man so manches Mal sich nicht des
Eindrucks nicht zu erwehren vermag, dass
diese Redner kein Wort mehr heraus bekä –
men, wenn man ihnen die Hände auf den
Rücken bände!
Ein geradezu Lehrbuchbeispiel dafür wurde
uns mal wieder am 9. Juni auf Phönix gebo –
ten, wo anstatt des üblichen Presseclub eine
Rednerrunde mit Journalisten, ganz ohne
Zuschauerfragen stattfand.
Die darin auftretende Anja Reschke lieferte
uns ein treffliches Beispiel. Je mehr ihr die
Argumente ausgingen, und wer die Reschke
aus der Ersten Reihe kennt, weiß das diese
kaum welche besitzt, um so mehr begann
sie mit den Händen zu arbeiten. In einer
Szene, in der selbst der Kameramann aus
der Ersten Reihe ihr nicht mehr in die Au –
gen sehen konnte, nach dem Stuß, den
die Reschke von sich gab, und statt des –
sen Reschkes außer Kontrolle geratene
Hände in der Kamera zu sehen waren,
sollte dies die Ehrlichkeit ihrer Worte
unterstreichen.
Ganz abgesehen davon, wie dämlich die
meisten Redner dabei aussehen, wenn
sie mit ihren Händen mehr sprechen als
mit dem Mund!