NS-Zeit : Schwarzer Fleck Arbeit in Politiker-Biographien

Die Machtergreifung der Nationalsozialisten
im Jahre 1933, stellte die Politiker in Deutsch –
land vor eine ungeheuren Herausforderung,
denn plötzlich war der Berufstand des Politi –
kers, der ja nichts als Redenhalten konnte,
quasi über Nacht dazu gezwungen, einer ehr –
lichen geregelten Arbeit nachgehen zu müs –
sen.
Viele von ihnen waren, so wie man es auch
heute von den Politikern im Lande kennt,
seit frühester Jugend in der Politik seit 1918
tätig gewesen und kannten daher kaum noch
ein ehrliches Handwerk.
Traditionell hatte man daher in früheren Zei –
ten im Deutschen Reich dem Adel die Politik
gänzlich überlassen, weil derselbe es noch seit
Raubritterzeiten her gewohnt gewesen, keiner
geregelten Arbeit nachzugehen.
In diesem Punkt eiferte der Stand des Berufs –
politikers, besonders ab 1918, ganz dem Adel
nach.
So war man 1933 dazu gezwungen sich einen
Arbeitsplatz suchen zu müssen, zumal man
durch die Auflösung der Parteien durch die
Nationalsozialisten, noch nicht einmal mehr
dem Debattieren und Politisieren nachgehen
konnte. Zudem lief man nun auch noch Ge –
fahr, sogleich aufs Maul zu bekommen oder
eingesperrt zu werden, wenn man seiner ge –
wohnten Tätigkeit nachgehen und eine polit –
ische Rede halten wollte.
Die Nazis verhöhnten das Geschehen mit
dem zynischen Spruch ´´ Arbeit mach frei „.
Von daher flohen viele deutsche Politiker
sofort ins Ausland, wo sie sich vor Arbeit
sicher wähnten.
Auffallend ist auch, das in fast allen Vitas
deutscher Politiker, welche in Deutschland
verblieben, die Jahre von 1933 bis zum Jahr
1939 ( als die Nazis anfingen die Männer als
Soldaten einzuziehen ) vollkommen ausge –
blendet sind.
Tatsächlich findet man kaum einen Hinweis
darauf, welche Tätigkeit oder Handwerk die
Politiker, sofern sie nicht von den National –
sozialisten in jenen Jahren in Haft genom –
men, nachgegangen, und wie sie, das für
sie gewiß schwere Schicksal, plötzlich
einer für sie vollkommen ungewohnten
Arbeit nachgehen zu müssen.
Es existiert sonderbarer Weise kein ein –
ziges Zeitzeugnis, das uns vermittelt, wie
sich der Vertreter einer Arbeiterpartei ge –
fühlt als er plötzlich selbst zum Arbeiter
geworden oder dem Politiker der Bauern –
partei, der nun Erntehelfer geworden. So
wenig wie Zeugnisse dafür gibt, wie sich
die jugendlichen Politiker gefühlt als sie
im Reichsarbeitsdienst eine Schaufel in
die Hand gedrückt zu bekommen.
Während man sich nach dem Kriege an
jedem noch so geringen Widerstand ge –
gen Hitler und des Kriegsgeschehens ge –
nauestens zu erinnern wusste, so wurden
die Arbeitseinsätze in der Zeit vor dem
Kriegsausbruch stets vollkommen aus –
geblendet. Ein regelrechter schwarzer
Fleck in nahezu fast allen Nachkriegs –
biographien ! So erfahren wir nicht,
welchen Tätigkeiten diese Politiker
nachgingen, noch wie sie die unge –
wohnte Arbeit verkraftet.
Das Jahr 1945 brachte dann für den
Berufspolitikers tatsächlich die Be –
freiung, indem nämlich die Alliierten
sie wieder in ihren alten Stand einsetz –
ten. Die gleichzeitige Entnazifizierung
schuf genügend freie Stellen, und so
kann der Politiker in Deutschland wie –
der seiner gewohnten Tätigkeit des
Redenhaltens und Debattierens nach –
gehen.
Verstärkt nach 1968, riß es in der BRD
wiederum ein, das Berufspolitiker nichts
anderes können, da sie weder eine feste
Lehre noch ein ordentliches Studium ab –
geschlossen. Selbstredend sind es genau
diese Politiker, welche nichts mehr fürch –
ten als Nazis. Das ist das Erbe, das sie aus
der Weimarer Republik übernommen.